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Historisches

Suppenküchen im Laufe der Zeit

Im Winter 1798/99 wurden in England Suppenhäuser für Arme eingerichtet. Die ersten finanziell unabhängige deutsche Suppenküche wurde 1849 in Leipzig geöffnet. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts erhalten Suppenküchen und ähnliche Einrichtungen in Westeuropa und ganz besonders in Amerika starken Zulauf. In den USA betreibt die private Organisation Feeding America – vormals America’s Second Harvest – das größte Netz von Suppenküchen.

Heute gibt es in den Volksküchen nicht mehr ausschließlich Suppe oder Eintopf, sondern preiswerte gegabelte Gerichte.

Wie alles einmal anfing ...

November 1995. Es war wieder einmal soweit: Die Wintermonate standen vor der Tür.

Die Zahl derer, die an der Pfarrhaustür von St. Petrus um Essen baten, nahm stetig zu. Und kälter wurde es auch.

Die Mitarbeiter der Pfarrgemeinde St. Petrus, Frau Christel Vogel (Hausmeisterin), sowie Frau Anna-Maria Könnecke von der Caritas überlegten, wie eine bessere Hilfe für diese Menschen möglich sein könnte. Wenigstens für eine kurze Zeit im warmen Raum zu sitzen, zuzuhören und etwas zu essen, gab den Menschen das Gefühl des „Angenommen-seins”.

Wir beschlossen, grundsätzlich mittags eine warme Suppe oder ein Tässchen Kaffee zu reichen.

Ein Brief an unseren Kirchenvorstand sowie Pfarrgemeinderat fand sofort ein gutes Echo. Im Pfarrkonvent der Propstei Wolfenbüttel gab es nicht nur gute Ideen, sondern auch gute Hilfe.

Interessen über die Gemeindegrenzen wurden geweckt. Längst hatte es sich besonders bei den Durchreisenden herumgesprochen, dass es im Winter eine warme Mahlzeit und im Sommer ein Esspaket gab.

Durch eine öffentliche Bekanntmachung wurden Durchreisende, Obdachlose, ältere Menschen mit einer kleinen Rente, sowie „sozial Ausgegrenzte” in der Suppenküche herzlich willkommen geheißen. In einem Gespräch zwischen Herr Propst Dr. Schade und Herr Dechant Christoph Paschek wurde das Engagement für die Menschen unserer Stadt zu einer gemeinsamen Aufgabe erklärt.

Die Suppenküche wurde ÖKUMENISCH.

Zu einem Treffen im Spätherbst 1996 waren Vertreter aller Gemeinden der evangelischen sowie katholischen Kirchen Wolfenbüttels eingeladen.

Die Ehrenamtlichen, z. Zt. ca. 70 Damen und auch Herren, waren sofort bereit, im wöchentlichen Wechsel die Arbeit der Suppenküche zu übernehmen. Frau Vogel hat neben ihrer Tätigkeit als Hausmeisterin und Küsterin den Grundstein der Suppenküche gelegt. Nach ihrem Konzept werden noch heute die Listen der Ehrenamtlichen gedruckt. Auch wurden die Kontakte zu den Bäckereien, Schlachtereien und Supermärkten von ihr geknüpft.

Die Suppenküche erfordert einiges an organisatorischem Geschick. Das heutige Leitungsteam besteht aus 5 Damen und 3 Herren.

Jeder im Team hat seine festen Aufgaben. Von der ev.-luth. Gemeinde steht uns ein Sozialsekretär für die sozialen Belange der Gäste zur Seite. Ferner haben wir einen ehemaligen Zahnarzt, der als Hygienebeauftragter in jährlicher Wiederholung die Ehrenamtlichen belehrt.

Für die Durchführung und Planung der Arbeit in der Küche, z. B. Menüplanung, Einkauf sowie für den reibungslosen Einsatz von Montag bis Samstag, sind 4 Damen und 1 Herr im Wechsel verantwortlich.

Der warme Mittagstisch beginnt am 1. November und endet am 31. März. Der Gästedurchschnitt liegt bei ca. 50 Personen. An recht kalten Tagen ist die Durchführung mit ca. 65 Gästen täglich kaum zu schaffen.

Höhepunkt ist unsere jährliche Weihnachtsfeier. Für den Heiligabend wird tagelang vorher geplant, eingekauft, gekocht und die Tische werden festlich eingedeckt.

Für diesen Tag werden unsere Gäste lange Zeit vorher persönlich eingeladen. Unser Pfarrer Eggers und Propst Dr. Schade wechseln sich jährlich mit dem Besuch zum Festmahl ab. Es ist immer „mucks-mäuschenstill”, wenn die Weihnachtsgeschichte vorgelesen wird. Wir singen zusammen Weihnachtslieder und unsere Gäste sitzen wie in einem vornehmen Restaurant und werden vom Team bedient. „Weihnachten in der Suppenküche schweißt uns alle zusammen”. Mit diesem Gefühl (ein wenig kraftlos) gehen wir am späten Nachmittag besinnlich zu unseren Familien.

In den Sommermonaten wird an jedem Mittwoch ein Frühstück gereicht. Diese Aufgaben werden vom Seniorenkreis der St. Petrus-Gemeinde in Eigenverantwortung bewältigt.

An jedem 4. Mittwoch im Monat kommen seit über 10 Jahren Kindergartengruppen aus Wolfenbüttel und decken die Tische ein oder bringen auch (gestiftet von den Müttern) Kuchen oder Obst für die Gäste mit.

Bereichert wird der Mittagstisch durch Sachspenden wie Brot und Kuchen vom Vortag, der Bäckerei Richter. Der Backshop unter den Krambuden bereichert ebenfalls unseren Mittagstisch. Montags ist grundsätzlich Suppen-Tag.

Seit Beginn der Suppenküchenzeit erhalten wir montags von der Schlachterei Heine frische Würstchen vom Rauch. Ferner werden jeden Montag Kuchen und manchmal auch Torten vom ParkHotel „Altes Kaffeehaus” gespendet.

Unsere Gäste können nach Bedarf soviel essen und trinken, wie sie möchten. Nach dem Mittagstisch wird Kaffee und Kuchen gereicht. Auf Wunsch erhalten die Gäste ein Brotpaket. Seit 2005 erbitten wir von unseren Gästen einen kleinen Obolus in Höhe von 50 Cent. Wer kein Geld hat, wird trotzdem satt.

Die St. Petrus-Gemeinde stellt der Suppenküche den Pfarrbus, sowie die Räume zur Verfügung. Die Sachausgaben wie z. B. Heizung, Strom, Wasser, Benzin und Reinigung, werden der Suppenküche einmal im Jahr in Rechnung gestellt.

Die Suppenküche finanziert sich grundsätzlich aus Spenden und wird im EHRENAMT ausgeführt.

Wir, die Ehrenamtlichen, hoffen sehr, dass es immer genügend Spender und Helfer gibt, um diese wichtige Einrichtung in Wolfenbüttel erhalten zu können!!

M. Effe (Suppenküchen-Ltg. bis 2021)